Foto: Elter
BNN Freitag, 19.01.2024: Interview mit Oberflößer Josef Elter der Gernsbacher Murgflößer:
Flößerei spielte einst bedeutende Rolle
Murgtal. Die Gernsbacher Murgflößer planen ein neues Angebot: Den Murgtal-Flößerwanderweg. Er soll beim Begehen die Bedeutung der wirtschaftlichen Entwicklung durch die Flößerei erlebbar machen. Im Murgtal und in der Rheinebene spielte die Holz-Flößerei bis ins 19. Jahrhundert eine bedeutende Rolle. Sie brachte der Region großen Wohlstand und Ansehen. Im Interview stellt Vorsitzender Josef Elter das Projekt vor.
Was verbirgt sich hinter dem „Murgtal-Flößerwanderweg“?
Elter: Das ist ein Weg, der die Tagesbesucher im Murgtal, die zum Beispiel mit dem Murgtal-Express an Sonntagen in die Region kommen oder auch mit ihrem Fahrzeug, inspirieren soll, an diesem touristischen Erlebnis teilzuhaben. Der Weg soll im Hintergrund auf das immaterielle Kulturerbe der Flößerei hinweisen. Sie wurde im Dezember 2022 zum Kulturerbe ernannt. Im Mittelpunkt stehen soll das Erlebnis der Flößerei, welche die wirtschaftliche Grundlage nicht nur hier in der Region hervorbrachte. Zu früherer Zeit wurden über die Flößerei nicht nur Holzstämme, sondern auch Rohmaterialien, sogenannte Oblasten (Pottasche, Gläser) mitgeflößt.
Für welche Personengruppen ist der Weg gedacht?
Elter: Mit dem Flößerweg soll sich ein weiterer touristischer oder Besucher inspirierender Erlebnisweg finden. Vielleicht auch ein Familienweg, damit man weiß, was man am Sonntag zum Beispiel um 8 Uhr mit den Heranwachsenden machen kann.
Was erwarten Sie von dem Flößerwanderweg? Stichwort Tourismus.
Elter: Eine weitere Attraktion, das Murgtal erlebbarer und interessanter zu gestalten. Der Tourismus im Murgtal bietet hier einzigartige Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Wir haben hier von den Flachlagen bis hin zu den Höhenlagen Möglichkeiten für Wandern und Sportarten wie Biken oder Rafting. Es ist wirklich für alle was geboten auf der Strecke von Freudenstadt bis Rastatt. Das ist einfach ein Themenwanderweg, der quasi aufgrund des geschichtlichen Hintergrunds doch einen Anspruch hat. Ich habe versucht, nicht abzudriften in eine Imagebroschüre für das Murgtal, sondern mich auf den „Themenweg Flößer“ zu konzentrieren. Deshalb werden da interessante Themen angesprochen, die von den Sektionsteilnehmern ähnlich wie der Westweg von den Schwarzwaldvereins-Sektionen gepflegt werden.
Wo soll der Weg entlangführen?
Elter: Im Bereich der Murg. Gedacht war es, dass es den Weg bezeichnet, den die Flößer zurückgelaufen sind. Die sind ja von Weisenbach an die Murgmündung gefahren. Aber wie kommen sie zurück? Also musste es einen Flößerhauptwanderweg geben. Der ist aber im Laufe der Jahrhunderte nicht mehr so definierbar. Es gibt sicher einige historische Benennungen, wo die Flößer gelaufen sind. Aber schon durch die Murgbegradigung wurde vieles nivelliert. Deshalb ist die Definition eines fixierten Flößerwegs schwierig.
Warum ist Forbach außen vor?
Elter: Forbach ist überhaupt nicht außen vor. Das Thema war einfach: Die Murg ist oberhalb von Weisenbach schwer flößbar durch diese engen Schluchten, auch im Bereich Forbach/Raumünzach. Da konnte man nur sogenanntes Driftholz oder Driftflößerei ermöglichen. Deshalb wurden erst mal in Weisenbach Flöße selektiert. Wenn sich jemand für die Sektion Forbach begeistern lässt, ist er herzlich eingeladen, mitzumachen. Noch gibt es kein Vereinsmitglied aus Forbach bei den Gernsbacher Murgflößern. Der Flößerwanderweg soll ein Teil der Schwarzwaldflößerstraße sein, die quasi über das Kinzigtal hoch nach Alpirsbach und über Pforzheim wieder ins Murgtal verlaufen soll.
Wie soll auf den Murgtal-Flößerwanderweg hingewiesen werden?
Elter: Man könnte andenken, auf dem Murgdammweg beziehungsweise angrenzend Hinweisschilder der örtlichen Sektionen anzubringen mit entsprechenden Informationen. Die Ausschilderung erfolgt nicht im üblichen Maße. Wir wollen den einzelnen Sektionen durch die örtlichen Teilnehmer Hinweise auf ihren jeweiligen Webseiten wie dem Gernsbacher Murgflößer ermöglichen. Mittels QR-Code können die Wanderer diese Informationen auf ihrem Smartphone oder Tablet lesen. Zunächst wollen wir eine Infobroschüre herausgeben mit den QR-Codes. In einem zweiten Schritt wollen wir sehen, ob wir im Bereich des Murgdamms oder angrenzenden Gegenden diese QR-Codes platzieren können.
Wen würden Sie bei diesem Projekt gerne mit ins Boot nehmen?
Elter: Jeder Engagierte, der sich dazu bereiterklärt oder berufen fühlt, kann sich bei den monatlichen Gernsbacher Murgflößertreffen im Gasthaus „Jockers“ einfinden. Das nächste findet am 20. Februar um 19 Uhr statt.
Was kann man unter „Sektionen-Einteilung“ verstehen?
Elter: Das sind Gemarkungsabschnitte, die die Murg auf dem Weg von Forbach nach Steinmauern begleiten. Ähnlich Schwarzwaldverein-Sektionen oder Westweg-Sektionen.
Wie soll es weitergehen?
Elter: Wir fangen jetzt erst einmal an mit einer gewissen Öffentlichkeitsarbeit, um die Terminologie Murgtal-Flößerwanderweg bekannt zu machen. Die Musterbroschüren stehen im Entwurf und sind auf der Seite der Gernsbacher Murgflößer einzusehen. Diese Broschüre kann weiter ausgebaut werden. Als nächster Schritt steht in den Sektionen an, dass die Täfelchen an den verschiedenen Stellen angebracht werden.
Haben Sie zeitliche Vorstellungen für die Umsetzung?
Elter: Ich denke, der Flößerweg wird wachsen. Gut wäre es, wenn wir es bis Herbst 2024 in der Öffentlichkeit haben. Es kann aber sein, dass wir das im Jahr 2025 auf die Agenda nehmen.
Wie sieht es mit der Finanzierung aus?
Elter: Ich kann mir vorstellen, dass das über Leader funktionieren könnte.
Eine Attraktion der Murgflößer ist regelmäßig zum Gernsbacher Altstadtfest am dritten Wochenende im September die Fahrt mit dem großen Floß auf der Murg.
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